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Aller guten Dinge sind 3

Hawaii gilt als die Wiege des Triathlon. Die Wurzeln des sportlichen „Triumphirats“ reichen aber auch beinahe 100 Jahre nach Frankreich zurück. Heute findet der sportliche Dreikampf immer mehr Anhänger – zu Recht, wie wir finden.

Text: Christian Riedel

Fragt man Sportfans, wie der Triathlon entstanden ist, hört man meistens die Geschichte von drei US-Soldaten, die sich auf Hawaii gestritten haben, wer der Härteste unter ihnen ist. Einer davon war Läufer, einer Schwimmer und einer fuhr Rennrad. Also legten jeder eine Strecke in seiner jeweiligen Disziplin fest, die alle drei Sportler bewältigen mussten. Wer dann als Erster ins Ziel kam, durfte sich als Härtester unter den Harten betrachten und von nun an den Titel „Iron Man“ tragen.

RAD STATT TAXI

An der Geschichte ist auch was dran. Tatsächlich gab es 1978 auf Hawaii einen Streit zwischen einigen Ausdauer-Athleten im Rahmen eines Staffellaufes, an dem auch der US Navy Com- mander John Collins beteiligt war. Also schlug Collins vor, drei auf Hawaii stattfindende Rennen hintereinander auszutragen und am Ende zu messen, ob nun Radsportler, Läufer oder Schwimmer die besten Ausdauerwerte aufwiesen. Also legten die Veranstalter den Waikiki Roughwater Swim (2,4 Meilen/3,86 km), das Around Oahu Bike Race (115 Meilen/184 km) und den Honolulu-Marathon zusammen. Um den Start des Radrennens und das Ziel des Schwimmens auf einen Punkt zu legen, kürzte man die Radstrecke um 4 Kilometer – der erste Iron Man Hawaii war geboren. Am Ende nahmen 15 Ausdauer- Junkies am Wettkampf teil, 12 davon beendeten das Rennen. Es siegte der texanische Taxifahrer Gordon Haller in 11 h 46:40 h min.

HUNDERT JAHRE GESCHICHTE

Wie erwähnt gab es aber schon vorher Veranstaltungen, bei denen die Teilnehmer die Kombination aus den drei Sportarten absol- vieren mussten. So schreibt die französische Sportzeitung „L‘Auto“ seit 1920 regelmäßig über ein Event, das unter dem Namen „Les Trois Sports“, also die drei Sportarten, bekannt wurde. Zu den berühmtesten Teilnehmern zählte der Chefredakteur Henri Desgrange, der auch als Initiator der Tour de France gilt. Auch in den USA gab es vor dem Iron Man schon Veranstaltungen, die unter dem Namen Triathlon geführt wurden. Wie bei den Les Trois Sports standen aber kürzere Distanzen auf dem Wettkampfplan. Seit den Spielen 2000 in Sydney gehört der Triathlon sogar zur olympischen Familie, wobei 2008 mit Jan Frodeno sogar ein Deutscher ganz oben auf dem Treppchen stand.

KEINE ANGST VOR DER DREI

Wenn Sportler heute den Namen Triathlon hören, bricht bei vielen der Schweiß aus und man denkt direkt an die brütende Hitze auf Hawaii und unzählige Kilometer, die man in der einsamen und von Wind gepeitschten Ebene von Big Island unterwegs ist. Der Triathlon scheint dabei so weit weg zu sein wie eine Olympiateilnahme. Triathlon ist aber weit mehr als nur der Wettkampf auf Hawaii. In fast jeder Großstadt sowie vielen kleineren Orten gibt es Wettkämpfe, auch bei den Olympischen Spielen wird um Medaillen gekämpft. Das Schöne an dem Mehrkampf ist, dass die Distanzen nicht in Stein gemeißelt sind. Hier muss man nur aufpassen, dass man die Begriffe Triathlon und Iron Man nicht synonym verwendet, denn Iron Man ist der Name einer Serie von Veranstaltungen, deren Jahreshöhepunkt auf Hawaii ausgetragen wird. Es gibt mehrere Iron-Man-Veranstaltungen an verschiedenen Orten. Gestartet wird über die sogenannte Langdistanz, also 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und den 42,195 km Marathon. Insofern ist jeder Iron Man eine Langdistanz, aber nicht jede Langdistanz ist ein Iron Man. In Deutschland gehört beispielsweise der Frankfurt Triathlon zur Iron-Man-Serie, wäh- rend der bekannteste Langdistanz-Triathlon in Roth zur DATEV Challenge Serie gehört.

TRIATHLON FÜR JEDERMANN

Wer noch nie für einen Triathlon trainiert hat, kommt wahrscheinlich nicht auf die Idee, an einer Langdistanz teilzunehmen. Dazu kann man auch niemandem raten. Für Hobbysportler gibt es auch kürzere Distanzen, wie beispielsweise die Halbdistanz, bei der 1,9 km geschwommen, 90 km geradelt und ein Halbmarathon gelaufen wird. Bei den Olympischen Spielen gibt es die olympische Distanz (1,5/40/10). Bei kleineren
Veranstaltungen wird auf Sprint- oder Kurzdistanzen gestartet, mit im Normalfall nur rund 500 bis 1.000 m Schwimmen, zwischen 20 und 25 km Radfahren und 5 bis 7 km Laufen. Mit etwas Training ist so eine Distanz auch für einen mittelmäßigen Hobbysportler zu schaffen. Dann gibt es je nach Veranstalter noch Sonderformen wie die 111 km, bei der 1 km geschwommen, 100 km geradelt und 10 km gelaufen wird. Der Kreativität der Veranstalter sind hier keine Grenzen gesetzt. Schließlich besagt der Name Triathlon nur, dass man drei Disziplinen absolvieren muss und nicht, wie lang diese sein müssen.

START MIT DAMENRAD

Wer selbst mal einen Triathlon absolvieren möchte, muss auch keine Angst vor der teuren Ausrüstung haben. Bei den Jedermann-Rennen ist es keine Schande, wenn man mit seinem Trekking-Rad oder Mountainbike an den Start geht. Schließlich geht es nur darum, Triathlon- Luft zu schnuppern und nicht, um die vorderen Plätze mitzukämpfen. Insofern sieht man beim größten Jedermann-Triathlon der Welt, dem Hamburg Triathlon mit über 10.000 Teilnehmern auf den verschiedenen Distanzen, nicht nur Rennmaschinen für mehrere tausend Euro, sondern auch Damenräder oder ganz normale Stadtfahrräder. Beim Schwimmen auf den kurzen Distanzen ist ein Neoprenanzug zwar hilfreich, aber nicht notwendig. Und Laufschuhe sollte jeder von uns auch ausreichend zur Verfügung haben.

TIPPS FÜR EINSTEIGER

Wer sich einigermaßen fit fühlt und beim gelegentlichen Besuch des örtlichen Schwimmbades nicht direkt ertrinkt, kann sich im Prinzip auch zur nächsten Sprintdistanz anmelden. Wobei es schon Sinn macht, zumindest das Schwimmen im See vorher zu trainieren. Denn es ist ein großer Unterschied, ob man im Schwimmbad ist, wo die Bahnen eingezeichnet sind, oder im offenen Gewässer, wo man sich nur an den anderen Schwimmern oder ein paar Bojen orientieren kann. Schnell verliert man den Überblick und muss einige Extra- Meter schwimmen. Auch der Massenstart mit zig anderen Teilnehmern, die gleichzeitig ins Wasser springen, ist nicht ohne und sollte vorher geübt werden. Außerdem ist es besser zu kraulen, als Brust zu schwimmen. Wer kraulen kann, spart Kraft und braucht nicht so viel Platz. Viele Triathleten bekom- men beim Wechsel vom Rad auf die Laufstrecke Probleme, da hier die Beinmuskulatur komplett anders angesprochen wird. Hier ist es sinnvoll, den Wechsel vorher zu trainieren und nach dem Radfahren direkt ein paar Kilometer zu laufen.

EIN NEUER KICK

Auch wenn nicht aus jedem Läufer ein Triathlet wird, lohnt es sich, zumindest einmal im Leben eine Kurzdistanz zu absol- vieren. Gerade die Kombination aus drei unterschiedlichen Sportarten sorgt für Abwechslung und gibt dem Training einen zusätzlichen Kick. Und wem es keinen Spaß macht, kann jederzeit wieder nach Hause auf die Laufbahn zurückkehren.

DEUTSCHLANDS BESTE TRIATHLETEN

Fünf Deutsche konnten bisher den Iron Man auf Hawaii gewinnen und zählen zu den besten Athleten aller Zeiten.
THOMAS HELLRIEGEL
Der aus Bruchsal stammende Hellriegel konnte nach zwei zweiten Plätzen 1995 und 1996 im Jahr 1997 als erster Deutscher auf Hawaii triumphieren. Seinen Spitznamen „Hell on Wheels“ verdankt er seinem überragenden Talent auf dem Rad. 2001 schaffte er mit Platz 3 noch einmal den Sprung aufs Treppchen.

NORMANN STADLER
Stadler ist der einzige Deutsche, der sich auf Hawaii zweimal in die Siegerliste eintragen durfte. Stadler triumphierte 2004 und 2006 und hält bis heute mit 4:18:23 h die schnellste jemals gefahrene Radzeit über die 180 km.

FARIS AL-SULTAN
Die Siegesserie von Stadler wurde nur durch seinen Landsmann Faris Al-Sultan durchbrochen, der 2005 auf Hawaii gewinnen konnte. Der Münchner Al-Sultan wurde vor allem durch seine kurzen Oberteile als „Bauchfrei-Triathlet“ bekannt.

SEBASTIAN KIENLE
Nach einer längeren Durststrecke holte Sebastian Kienle 2014 den nächsten Hawaii-Sieg für Deutsche Triathleten, nachdem er im Vorjahr noch Rang 3 belegt hatte. Kienle gilt als überragender Radfahrer. In der Liste der schnellsten Radzeiten belegt er die Ränge drei und sieben.

JAN FRODENO
„Frodo“ gelang das Kunststück, als erster Triathlet überhaupt sowohl bei den Olympischen Spielen (2000 in Sydney) wie auch auf Hawaii ganz oben auf dem Treppchen zu stehen. Frodeno gewann 2015 auf Big Island. 2016 gelang ihm in Roth mit 7:35:39 Stunden ein neuer Weltrekord über die Triathlon-Langdistanz.

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