Ekelund: „Genießt eure Laufzeit“
Foto: Icebug
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      Schneller, höher, weiter: Das gilt nicht nur für Wettkämpfer, sondern auch für viele Hobbyläufer – was sich nicht selten im Konsumver­halten widerspiegelt. David Ekelund, CEO von Icebug, spricht über Lösungsansätze, wie die Laufschuh- und Outdoor-Branche „grüner“ werden kann – und gibt Tipps, was Läufer selbst dazu beitragen können.

      Herr Ekelund, in Deutschland gibt es knapp sechs Millionen Hobbyläufer. Was können diese tun, um nachhaltig zu handeln, wenn es um ihre Laufschuhe geht?

      David Ekelund: Eine Möglichkeit ist es, weniger zu konsumieren und stattdessen mehr Wert auf gut verarbeitete Produkte zu legen. Als Konsumenten wird uns ständig gesagt, dass wir unsere Ausrüstung erneuern müssen und das, was wir bereits haben, nicht ausreicht. Wählt Schuhe, die ihr mehr als eine Saison lang tragen möchtet und die für mehrere Zwecke geeignet si nd. Zahlreiche Laufschuhe eignen sich zum Beispiel auch hervorragend zum Wandern.

      Gibt es Hinweise an den Produkten, die bei einer Kaufentscheidung helfen können?

      Solche Entscheidungen zu treffen, ist leider nicht so einfach. Wir bei Icebug zeigen durch einen QR-Code in jedem Schuh, wie viele Emissionen durch die Herstellung entstanden sind, wo die Schuhe produziert wurden und mit welchen Materialien. So etwas würde ich auch gerne vermehrt bei anderen Marken sehen. Aus der Perspektive eines Schuhunternehmens glaube ich, dass wir Verantwortung für unsere Produktion, den Transport, das Marketing und die Lebensstile übernehmen müssen, die wir durch unsere Marken fördern. Die Energie in den Fabriken ist zum Beispiel ein großes Problem – also helfen wir den Fabrikbesitzern, auf Solarenergie umzustellen. Außerdem haben wir einen Weg gefunden, Naturkautschuk so zu beschaffen, dass durch den Anbau keine Regenwaldrodung verursacht wird. Und wir sagen Nein zu Luftfracht, um CO2-Emissionen zu vermeiden.

      Aber wir sehen auch, dass wir die Menschen inspirieren können, gesündere, nachhaltigere Lebensstile zu führen und die Dinge, die wir haben, mehr wertzuschätzen. So versuchen wir, beim Design zeitlose Looks zu schaffen, die lange „aktuell“ bleiben. Auch die Pflege von Schuhen ist nicht nur ein ästhetischer Aspekt, sondern kann maßgeblich dazu beitragen, die Lebensdauer eines Paares zu verlängern und somit Ressourcen zu schonen. Unser Kundendienstteam bietet dafür nachhaltige Serviceoptionen an, indem es die Schuhe nach der Reinigung mit Ersatzteilen wie neuen Schnürsenkeln, Einlegesohlen, Nieten, Reißverschlüssen und Leder- oder Textilbehandlungen versorgt.

      Nicht nur bei Wettkämpfern, sondern auch bei vielen Hobbyläufern gilt „Schneller, höher, weiter“ als oberstes Prinzip, was sich meist auch in deren Konsumverhalten widerspiegelt. Welchen Rat können Sie Hobbyläufern mit auf den Weg geben?  

      Mein Rat an alle Hobbyläufer da draußen wäre: Nehmt euch den Druck! Genießt stattdessen eure Laufzeit. Bei Wind und Wetter, Eis und Schnee – und nehmt eure Umgebung, die Natur, bewusst wahr.

      Das Label „Green Running“ heften sich mittlerweile zahlreiche Unternehmen in der Running-Branche an, zumal es ein lukratives Business ist. Genügt es im Sinne der Nachhaltigkeit schon, wenn PET-Flaschen oder Ozeanplastikmüll in Schuhen verarbeitet sind?

      Es gibt noch viel zu tun, was die Materialien betrifft. Wir sollten alle bestrebt sein, weniger Stoffe zu verwenden, die auf neuem Öl basieren, dafür mehr auf recycelte Materialien setzen. Sich jedoch zu sehr auf einzelne Modelle zu konzentrieren, wird nicht die Lösung sein. Denn wir brauchen skalierbare Lösungen und Geschäftsmodelle, die eine nachhaltige Zukunft unterstützen. „Grüne Modelle“ oder „umweltfreundliche“ Projekte dürfen nicht als Werkzeug verwendet werden, um den Überkonsum zu fördern.

      Welche besonderen Herausforderungen oder Schwierigkeiten gibt es in der Produktion von nachhaltigen Running-Schuhen?

      Energie und der Einsatz von Öl sind zwei Herausforderungen. Öl wird in fast allem verwendet, und Schuhe sind da keine Ausnahme – denken Sie nur an die Sohlen. Bei der Produktion stellt sich immer die Frage der Haltbarkeit: Wir möchten Zwischensohlen, die ihre Eigenschaften über viele Kilometer behalten, und Obermaterialien, die viel aushalten. Hier kommt Innovation ins Spiel! Ich bin froh, sagen zu können, dass wir schon einen weiten Weg zurückgelegt haben, der aber nicht immer einfach war und ist.

      Sie waren beim letztjährigen UN-Klimatreffen „COP28“ in Dubai. Wie kam es dazu?

      Wir haben gemeinsam mit dem weltweiten Projekt „Mission Innovation“ erforscht, wie Icebug und die Outdoor-Branche zu einem globalen Lösungsanbieter werden können. Neben der Reduzierung unseres negativen Einflusses können wir unseren positiven Einfluss erhöhen, indem wir etwa intelligentere kleinere Kleiderschränke, aber auch nachhaltigere Lebensstile weiter fördern. Der Besuch von Konferenzen wie diesen oder das Betrachten von anderen Branchen überzeugt mich noch mehr davon, dass die Outdoor-Branche viel Gutes zu bieten hat – und die Verantwortung hat, dies auch zu tun.

      Wie kann die Outdoor- und Laufschuh-Branche zu einem Treiber für Nachhaltigkeit werden?

      Betrachtet man die Emissionen, sind wir zwar nicht der größte Teil des Problems, aber wir können ein bedeutender Teil der Lösung sein. Produkte herzustellen, die den Menschen dabei helfen, Sport zu treiben und die Natur zu genießen, sind definitiv eine gute Sache! Unser Fokus auf Funktionalität und Langlebigkeit ist in einer Zeit, die von Fast Fashion und schnelllebigen Trends geprägt ist, dringend notwendig. Außerdem sehe ich uns als Teil eines größeren Systems: Wir sind Teil der „B Corp“-Bewegung (globale Gemeinschaft von Unternehmen, die ihre Geschäfte nutzen, um Menschen und die Umwelt zu fördern; Anm. d. Red.), was bedeutet, dass unser Unternehmen mehr als nur den Eigentümern zugutekommen sollte. Es geht darum, unser Business als eine Kraft des Guten zu nutzen und erfolgreiche Ansätze zu skalieren! (Interview von Frank Schwantes)

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