Elektromyografie: Was ist eine Muskelfunktionsanalyse?
Die Elektromyografie (EMG) ist eine Untersuchung der elektrischen Aktivität von Muskeln. Die Ergebnisse einer EMG-Messung kann Läufern helfen, ihre Performance zu steigern. Weshalb? Das erfahrt ihr hier.
Vom kleinen Zeh, über die Hüfte bis zu den Augenbrauen: Muskeln sorgen für Bewegung in unserem Körper. Allein am Lächeln sind bis zu 17 Muskeln beteiligt. Und wenn wir schreiben, arbeiten 58 Muskeln in unserer Hand und unserem Arm zusammen. Der Mensch besitzt knapp 650 Muskeln – einer von ihnen ist dabei besonders ausdauernd: das Herz. Im Laufe unseres Lebens zieht sich der Herzmuskel rund drei Milliarden Mal zusammen, um Blut durch unser Gefäßsystem zu pumpen. Wir können das Herz zwar wie einen normalen Muskeln trainieren, doch wir können es nicht gezielt ansteuern. Denn die Herzfrequenz, also die Muskelaktivität, wird vom sogenannten vegetativen Nervensystem gesteuert. Dieses autonome System regelt die Abläufe im Körper, die man nicht willentlich beeinflussen kann. Es ist ständig aktiv und reguliert neben dem Herzschlag auch die Atmung und den Stoffwechsel.
Zehen, Beine, Arme, Finger, Mund, Augen – die Mehrheit unserer Muskeln können wir hingegen gezielt bewegen. Zumindest sollten wir die Fähigkeiten besitzen, es zu können. Die moderne Lebensweise führt jedoch dazu, dass Teile der menschlichen Muskulatur verkümmern und Muskeln in eine Art Dämmerschlaf fallen. Unsere Füße, die kontinuierlich in Schuhen stecken, sind das beste Beispiel für diese Problematik – versuch doch mal im Stehen ausschließlich den großen Zeh anzuheben, ohne dass sich die vier anderen Zehen dabei mit in die Luft heben oder großartig in den Boden krallen. Gar nicht mal so einfach, oder?
Wann hilft mir eine Elektromyografie?
Mit der Elektromyografie löse man sich ein Stück weit von den herkömmlichen Diagnostiken, die entweder den möglichen Bewegungsumfang oder die generelle Muskelspannung überprüfen. Ganz wichtig ist jedoch, dass mit einer EMG-Analyse niemals die reine Muskelkraft gemessen wird: „Kraft können wir mit anderen Instrumente, zum Beispiel einer isokenetischen Messung, bestimmen. Wir analysieren die Aktivität des Muskels. Das bedeutet: Wie stark kann das Gewebe benutzt werden. Man kann also durchaus einen schwachen Muskel besitzen, der jedoch eine hohe Aktivität aufweist – das sehen wir häufig bei einer verkümmerten Muskulatur“, beschreibt Philipp Piroth, Geschäftsführer von MYOact, den Fokus einer Elektromyografie.
„Wir haben unsere Analyse bei professionellen Fußball-Clubs oder Olympioniken in drei Kerngebiete etabliert. Zum einen arbeiten wir präventiv, um Verletzungen vorzubeugen. Zweitens können wir mit der EMG-Messung nach einer Verletzung natürlich auch in den Reha-Prozess eingreifen – das Aufbau-Training lässt sich mit den Ergebnissen dann wesentlich effektiver gestalten.“ Das dritte Kerngebiet einer Elektromyografie ist die Performance-Verbesserung. Denn wer kennt es nicht? Da trainiert man konsequent nach Plan, um eine neue Bestleistung aufzustellen, doch der persönliche Rekord kann einfach nicht gebrochen werden: „Solch ein temporäres Leistungsplateau kann viele Ursachen haben. Zum Beispiel können muskuläre Dysbalancen das Problem sein, es kann aber auch sein, dass relevante Muskelgruppen über die Zeit inaktiv geworden sind und somit nicht mehr das Leistungsvermögen abrufen können, wie man sich das eigentlich vorstellt oder worauf man trainiert hat“, erklärt der EMG-Experte.