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Kleine Ursache, große Wirkung

Ob an den Zehen, unter dem Fuß oder an der Ferse. Blasen sind echte Plagegeister. Sie schmerzen und bremsen aus. Doch was tun – aufstechen oder abwarten?

Stellen Sie sich vor, Sie sind gerade mit Ihren brandneuen Laufschuhen unterwegs. Es herrscht das perfekte Laufwetter. Sie sind topfit und motiviert – in dieser Verfassung ist die neue persönliche Bestzeit auf zehn Kilometer zum Greifen nah! Doch je länger Sie laufen, desto größer wird auch der Schmerz an Ihrem Fuß. Irgendetwas drückt und brennt. Sie wollen sich durch das Training beißen, aber die zunehmenden Schmerzen machen es von Minute zu Minute unerträglicher. Genervt brechen Sie das Workout ab, um sich auf die Suche nach dem Übeltäter zu machen.

Lange brauchen Sie nicht zu suchen, denn Ihnen fällt direkt die prall gefüllte Blase an Ihrer Ferse auf. Situationen wie diese hat wohl jede Läuferin und jeder Läufer schon erlebt. Blasen gehören zu den lästigsten Begleiterscheinungen des Laufsports. Nicht nur, weil sie einen vom Laufen abhalten, sondern hauptsächlich, weil sie die Leistung verringern und die Betroffenen während eines Trainings oder eines Wettkampfs in eine Schonhaltung zwingen, die im schlimmsten Fall zu Überlastungsschäden führt. Doch was tun, wenn sich während des Laufens eine Blase bemerkbar macht? Und warum entstehen derart unangenehme Wunden überhaupt?

Die Relevanz der Haut

Zunächst muss man verstehen, welche Bedeutung die Haut im System „Mensch“ hat. Sie ist ein lebenswichtiges Organ, welches die gesamte äußere Oberfläche des Körpers bedeckt. In erster Linie bietet diese Membran Schutz. Denn sie absorbiert und reflektiert das Sonnenlicht. Die UV-Strahlen der Sonne werden für den Menschen somit erst erträglich. Außerdem verhindert die Haut das Eindringen von Krankheitserregern und schädlichen Stoffen von außen. Für Läufer hat die Körperhülle jedoch noch eine leistungskritische Relevanz: Während des Laufens produzieren die Muskeln Wärme, die über die Verdunstung von Schweiß abgeführt wird. So wird der inneren und äußeren Hitze entgegengewirkt.

Äußere Einflüsse

In einer trockenen Umgebung werden ganze 90 Prozent der produzierten Wärme durch die Schweißproduktion abgegeben. Der Aufbau der Haut umfasst dabei drei Schichten. Die Oberhaut, die sogenannte Epidermis, besteht zum Großteil aus einer Hornhautschicht. Spezielle Zellen an dieser Hautoberfläche verhornen und werden später vom Körper wieder abgestoßen. So schützt die Epidermis den Fuß vor schädigenden äußeren Einflüssen. Die Lederhaut ist die mittlere der drei Schichten. Sie besteht aus straffem Bindegewebe. Hier befinden sich die Talg- und Schweißdrüsen, Haarfolikel, Gefäße, Nerven und Muskelzellen. Die sogenannte Dermis versorgt die Oberhaut mit Nährstoffen. Die unterste der drei Hautschichten, die Unterhaut, besteht aus geschlossenen Bindegewebskammern, die mit Fettzellen gefüllt sind. Bei einer unzureichenden Ernährung können die Fette hier schnell abgebaut und an das Blut abgegeben werden. Zudem schützt das Fett den Menschen vor einer Unterkühlung.

So entstehen Blasen am Fuß

Dauerhafter Druck, andauernde Reibung auf der Oberhaut oder zu enge Schuhe: Bei ungewohnt starken Belastungen von Hautstellen lösen sich die einzelnen Hautschichten voneinander. Daraufhin produziert der Körper Wundflüssigkeit zwischen der äußeren (Epidermis) und der darunterliegenden (Dermis) Hautschicht. Diese Wundflüssigkeit schützt die irritierte Haut vor weiterer Reibung und vor zusätzlichen Schäden an den tiefer liegenden Schichten. Eine Blase ist also wie ein wässriges Luftpolster, das die Haut schützt und eine schnelle Heilung ermöglicht. Diese Scheuerstellen machen sich meist frühzeitig durch einen drückenden, ziehenden oder brennenden Schmerz bemerkbar. Die jeweilige Körperpartie ist dann stark gerötet. In solchen Fällen sollten Betroffene direkt Erste-Hilfe-Maßnahmen ergreifen. Diese können darin bestehen, das Training sofort abzubrechen oder den Sitz der Socke anzupassen, damit die Hautstelle nicht mehr gereizt wird. Es kann ebenfalls schmerzlindernd sein, die Laufsocke zu wenden oder die betroffene Stelle provisorisch zu polstern, um den Druck rauszunehmen.

Blasen am Fuß richtig behandeln

Öffnen oder nicht öffnen – das ist die wohl meistgestellte Frage, wenn es um die richtige Behandlung von Blasen geht. Die Antwortet lautet: Es geht beides – es kommt dabei allerdings auf das richtige Timing an. Die wunde Stelle sollte auf keinen Fall unmittelbar nach Entstehung geöffnet werden. Schließlich schützt die Flüssigkeit vor weiteren Irritationen der Haut. Eine Blase sollte mindestens 24 Stunden ruhen. Dabei ist auch zusätzlicher Druck von der Hautirritation fernzuhalten. Sollte die Flüssigkeit in der Blase nach einem Tag nicht absorbiert worden sein, kann die Blase vorsichtig aufgestochen werden. Dazu stechen Sie kleine Löcher mit einer sterilen Nadel in die Blase, um die Flüssigkeit mit einem Tupfer oder Taschentuch vorsichtig herausdrücken zu können. Danach sollte eine antibakterielle Creme aufgetragen und die Blase mit einem Pflaster bedeckt werden.

Vorbeugen

Füllt sich die Blase erneut, kann das Aufstechen wiederholt werden. Bei großflächigen oder stark entzündeten Blasen sollte ein Arzt konsultiert werden. Fazit: Blasen erst gar nicht entstehen lassen Das Laufen mit einer Blase ist schmerzhaft. Vor allem, wenn ein Abbruch des Trainings alternativlos ist. Besonders lästig sind Blasen bei Wettkämpfen: Wochenlang haben Sie sich auf diesen Tag vorbereitet, nur um durch eine kleine, wunde Stelle ausgebremst zu werden. Solch eine Tragödie will natürlich niemand riskieren. Daher gilt: Wettkämpfe niemals mit neuen Schuhen laufen! Aber auch der folgende Merksatz trifft auf Blasen zu: Laufen Sie niemals in den Schmerz hinein! Denn dadurch verschlimmern sich nicht nur die Schmerzen. Die Blase entwickelt sich erst dann vollständig und zwingt Sie womöglich zu einer längeren Laufpause. Die Devise kann also nur lauten: „Vorbeugung statt Behandlung“.

Der beste Schutz gegen Blasen

Der beste Schutz vor Blasen ist, sie gar nicht erst entstehen zu lassen. Das ist zwar leichter gesagt als getan, doch es gibt wirksame Präventionsmaßnahmen. Zwar können genetische Veranlagungen die Bildung von Blasen tatsächlich begünstigen, in der Regel sind es aber schlecht sitzende Socken oder unpassende Laufschuhe, die unangenehme Hautirritationen verursachen. Beachten Sie die folgenden fünf Tipps, damit Sie sich zukünftig nicht mehr mit Blasen herumschlagen müssen.

1.        Die richtigen Laufschuhe kaufen

Kaufen Sie Ihre Laufschuhe nicht am Morgen. Denn über den Tag und mit zunehmendem Gehpensum dehnen sich die Füße aus. Bei der Anprobe müssen alle Zehen Platz haben: Beim Abrollen sollten weder die Nägel noch die Zehen irgendwo anstoßen. Achten Sie beim Kauf neuer Schuhe schon auf potenzielle Druck- oder Reibungsstellen: Sollten Sie im Stehen oder beim Abrollen bereits ein unangenehmes Gefühl verspüren, wird das beim Laufen erst recht der Fall sein.

2.        Die Laufsocken müssen immer passen

Laufsocken sind das Bindeglied zwischen Fuß und Schuh. Deshalb sollten Laufsocken auch wie eine „zweite Haut“ sitzen. Die Verarbeitung der Socken spielt dabei eine tragende Rolle. Denn herausstehende Nähte oder kratzendes Material provoziert gescheuerte Wunden. Vermeiden Sie das Tragen von Baumwollsocken. Sie speichern die Feuchtigkeit und begünstigen ebenfalls die Entstehung von Blasen.

3.        Nutzen Sie Cremes und Pflaster zur Vorbeugung

Schmieren Sie Ihre Füße vor dem Training mit Hirschtalg oder Vaseline ein, um sich vor Blasen zu schützen. Der Vorteil solcher Cremes: Sie machen die Haut widerstandsfähiger und reduzieren die Reibung am Fuß. Zur Prävention kann man die empfindlichen Hautstellen aber auch mit Blasenpflastern oder Sporttape bekleben.

4.        Pflegen Sie Ihre Füße

Nicht selten vernachlässigen insbesondere Männer die Pflege ihrer Füße. Aber gerade Läufer sollten besonders viel Wert auf die richtige Fußpflege legen. Dazu gehört nicht nur das regelmäßige Schneiden der Zehennägel. Nach dem Duschen sollten die Füße außerdem mit einer Anti-Hornhaut-Creme, Hirschtalg oder einem Fuß-Repair-Balsam behandelt werden. Doch Vorsicht bei der Entfernung von Hornhaut! Ein bisschen darf bleiben, um die Füße zu schützen.

5.        Barfuß laufen

Barfuß laufen stärkt nicht nur die Fußmuskulatur. Es macht auch die Haut widerstandsfähiger. Dabei muss nicht zwangsweise auf der harten Straße gelaufen werden. Ein Sportplatz, eine Wiese oder eine Laufbahn eignet sich perfekt. Idealerweise werden die Lauf-ABC-Einheiten barfuß gelaufen.

Text: Robin Siegert

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