Laufen mit Kindern

Laufen mit Kindern

Zwischen Arbeit und Alltagswahnsinn kommt der Sport für Familien oft zu kurz. Umso schöner ist es, dass sich das Laufen mit Kindern vereinbaren lässt. Meistens jedenfalls …

„Heute habe ich Lust Laufen zu gehen, also nichts wie rein in die Laufschuhe und los! Ach nein, da war ja was.“ Im Flur sitzt ein kleines Wesen und schaut seine Mama mit glasigen Kulleraugen an. Im Mundwinkel hängt noch ein letzter Tropfen Milch und just in diesem Moment schwillt das winzige Gesäß auf eine enorme Größe an.

Ein lieblicher Geruch von verdautem Kürbis und Pastinake hängt in der Luft. Die Älteste rauscht im Feen-Kostüm vorbei, das Gesicht beschmiert mit kirschrotem Lippenstift. Aus vollem Halse singt sie Weihnachtslieder, dabei haben wir doch Sommer.

Die Illusion vom spontanen Lauf

Eine solche Erfahrung haben sicher die meisten Eltern, die gerne Laufen gehen, schon mindestens einmal gemacht. Es dauert eine halbe Stunde bis beide Kinder sauber und angezogen sind. Die Sache mit dem spontanen Lauf hat sich schon lange erledigt. Alles muss von vorne bis hinten durchgeplant werden und dabei spielen mehrere Faktoren eine Rolle.

Steht ein Mittagsschläfchen an, das der Kleine im Babyjogger machen kann? Wird Kindermusik zur Bespaßung gebraucht? Und, die vermutlich wichtigste Frage, sind alle Anwesenden satt? Denn die Vorstellung mit einem hungrigen Harmonie-Rebell fünf Kilometer von zu Hause entfernt zu sein, gehört nicht zu den Top-10 von Eltern. Also heißt es reichlich Snacks und Trinken einpacken, im Babyjogger ist dafür zum Glück ausreichend Platz.

Endlich wieder Laufen

Während der Schwangerschaft herrscht bei Müttern oft der Wunsch vor, rank und schlank mit dem schnellen Windeltransporter auf der liebsten Hausrunde entlang zu pesen. In der Realität allerdings fühlt sich der Einstieg ins Laufen eher an, wie einem Bus hinterher zu hechten, in der Hoffnung, dass der nächste Milcheinschuss auf sich warten lässt. Die Kondition, die es einmal gab, ist gänzlich verschwunden und der verbliebene Bauch, den man mühselig wie einen Schlafsack in die zu engen Tights gestopft hat, führt inzwischen ein Eigenleben.

Aber das spielt keine Rolle. Endlich wieder Sport, endlich wieder Laufen. Wen kümmern die kleinen Wehwehchen, wenn man sich doch endlich wieder richtig bewegen kann. Das schönste am Laufen ist, dass die Ausdauer genauso schnell wieder zurückkommt, wie sie gegangen ist.

Und der Kauf von einem Babyjogger vermittelt dazu noch das Gefühl von mehr Flexibilität und Spontanität und das klappt am Anfang tatsächlich ganz gut. Denn umso kleiner ein Baby ist, desto mehr schläft es auch. Zumindest dann, wenn Mama und Papa selbst nicht schlafen wollen. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind beim Laufen einschlummert, ist also sehr hoch und das kann beim Laufeinstieg sehr angenehm sein. Besonders dann, wenn man sich als Eltern erst an die neuen Bewegungsabläufe beim Schieben des Wagens gewöhnen muss.

Es kann losgehen

Die meisten Mamas fangen erst sechs bis neun Monate nach der Geburt wieder langsam mit dem Laufen an und das ist auch gut so, denn schließlich braucht der Körper viel Zeit, um sich von den Strapazen einer Geburt zu erholen. Auch für die Kleinen ist es ein guter Zeitpunkt, denn Experten, wie die Hersteller von Thule, geben eine klare Empfehlung: Eine Mitfahrt im Babyjogger sollte erst ab dem sechsten Lebensmonat erfolgen.

Und dann kann es endlich losgehen mit dem Flitzer. Sei es die Mama, die wieder aktiv sein will oder der Papa, der seiner Frau eine Pause gönnt. Wer den Jogger schiebt ist (dem Kind) egal, es hält auf jeden Fall die Eltern am Laufen.

Kurze Strecken für die Kleinen

Doch irgendwann wird der kleine Begleiter ein Großer und dann ist deutlich mehr Unterhaltung gefragt. Wenn das Kind irgendwann anfängt Fragen zu stellen oder möchte, dass Mama und Papa mitsingen, dann haben sie das auch bitte zu tun. Die Ausrede, vom Laufen ohnehin schon aus der Puste zu sein, kann man sich getrost sparen. Außerdem verfügen Kinder über einen natürlichen Bewegungsdrang, mit der Zeit wird es im Jogger langweilig und der kleine Begleiter möchte raus und selber flitzen.

Die Strecken werden also immer kürzer oder mit Zwischenstopps auf dem Spielplatz geplant, was vor allem für die ehrgeizigen Läufer, die weitere Strecken bevorzugen, zu einer gewissen Frustration führen kann. Umso größer ist die Freude dann, wenn das Kind Fahrrad fahren kann. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Begleitung muss nicht mehr geschoben werden und am Ende sind nicht Mama und/oder Papa ausgepowert, sondern auch der Nachwuchs.

Von einem langen Dauerlauf oder gar Intervalltraining sollte aber auch bei einem Lauf mit den nun selbst mobilen Kindern abgeraten werden. Bestenfalls hält man sich in einem nahen Umkreis um die eigenen vier Wände auf, denn die Lust am Fahrrad fahren kann auch schlagartig kippen und ehe einer „Ich hab mir in die Hose gemacht“ sagen kann, ist der Lauf beendet.

Ausgeglichen durch den Familienalltag

Laufen mit Kindern klingt erst einmal schrecklich aufwendig, warum also tun sich so viele diesen Stress an? Reicht der Job, die liegen gebliebene Wäsche und die Fenster, durch die man gerne mal wieder durchschauen können möchte, nicht aus? Rund um die Uhr auf Abruf zu stehen, Windeln zu wechseln, zu toben und Tränen zu trocknen – wieso muss man dann auch noch mit Kind laufen gehen?

Die eine Antwort gibt es nicht, stattdessen sind es viele Gründe, warum Laufen mit Kindern toll sein kann. Manchmal ist es der Wunsch, so schnell wie möglich die alte Fitness zu erreichen. Oft sind es die letzten Babykilos, die mit jedem Monat lästiger werden, oder einfach der Wunsch der Wunsch seinen Lieblingssport mit der Familie zu vereinbaren. Natürlich bietet es sich an, am Wochenende laufen zu gehen oder dann, wenn der Partner von der Arbeit Heim kommt. Aber manchmal reicht das nicht aus oder der Tag ist so straff durchgeplant, dass keine Zeit für einen allein bleibt.

Wenn man also als Eltern nicht auf sein Hobby verzichten möchte, kann das Laufen mit Kindern sehr praktisch sein. Der Weg zum Kindergarten oder das Mittagsschläfchen lassen sich gut mit dem Lieblingssport vereinbaren. Vielleicht sind auf der Strecke sogar ein paar spannende Dinge für den kleinen Begleiter zu entdecken, wie Tiere, neue Spielplätze oder Baustellen.

Laufen mit Kindern ist in jedem Fall ein super Kompromiss für alle Beteiligten. Als Eltern braucht man nicht auf sein liebstes Hobby verzichten und die Kinder kommen an die frische Luft oder werden sogar animiert selbst sportlich aktiv zu werden. Es ist die Gelegenheit, sich gemeinsam auszupowern und den Alltag der ganzen Familie aufzuwerten. Denn wenn wir als Erwachsene nach dem Laufen ausgeglichener sind als zuvor, dann sind es unsere Kinder erst recht.

Text: Katharina Hauptvogel

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