Bild: Imago Images/ Cavan Images

Laufen mit Muskelschmerz

Jede LäuferIn wird das kennen: Der Muskel übersäuert, er will nicht mehr, es tut weh. Aber kann man den Muskelschmerz auch umarmen, sich ihn gar zunutze machen? Aktiv Laufen-Experte Philipp Jordan kennt die Antwort.

Was ist eigentlich Schmerz?

Im Grunde ist Schmerz ein sehr praktisches Ding, denn er macht uns darauf aufmerksam, dass etwas mit unserem Körper nicht ganz in Ordnung zu sein scheint. Man stelle sich vor, es gäbe dieses System nicht. Wie peinlich wäre es, wenn dich jemand morgens in der überfüllten Straßenbahn darauf aufmerksam machen müsste, dass ein Messer in deinem Rücken steckt oder dir ein Fuß fehlt. Auch beim Laufsport ist es ein Signal deines Körpers, auf das wir hören oder welches wir zumindest aufmerksam beachten sollten.

Darf es auch etwas mehr sein?

Schon der Ultramarathonläufer Dean Karnazes schrieb in seinem Buch „Ultramarathon Man“ davon, dass man den Muskelschmerz buchstäblich umarmen sollte. Doch jeder, der diesen Satz schon mal in der Praxis angewendet hat, wird festgestellt haben, dass keine Liebe zurück kommt. Doch vielleicht ist es auch gar nicht so gemeint, wie es möglicherweise auf den ersten Blick interpretiert wird. Der Schmerz und du sollten vielmehr eine Beziehung wie zwischen guten Nachbarn aufbauen. Ganz nach dem Motto: Wenn ich schon mit dir leben muss, dann lass uns das Beste daraus machen!

Je mehr Kilometer, desto mehr Muskelschmerz?

Eine LäuferIn, die sich beispielsweise an einen 200 Kilometer langen Lauf herantraut, wird sich wohl oder übel mit Muskelschmerz auseinandersetzen müssen. Um bei einer solch fast schon unmenschlichen Distanz nicht abzubrechen, bedarf es selbstverständlich eines entsprechenden Trainings. Sogenannte Back-to-back-Läufe sind hier besonders effizient: Auf diese Weise gewöhnt man sich an die großen Umfänge, da man das Training in zwei Einheiten teilt. Bei der zweiten Einheit startet man dann mit ermüdeten Beinen. Eine bessere Vorbereitung für derlei Härtetests finden LäuferInnen wohl kaum.

Muskelschmerz als Inspiration

Tatsächlich ist es durchaus denkbar, dass du dich an manchen Tagen über Muskelkater freust. Immerhin bedeutet dies im Umkehrschluss auch, dass du etwas geleistet hast! Anstatt dich auf die faule Haut zu legen, kannst du auch versuchen, den Muskelkater wegzulaufen. Merke stets: Der Mensch ist ein Gewöhnungstier und wenn du regelmäßig in den sauren Apfel beißt, wird dir das Training mit Schmerz in absehbarer Zeit wesentlich leichter fallen.

Außerdem wirst du merken, dass sich durch das An-den-Schmerz-Gewöhnen automatisch auch alles andere verbessert. So wird sich höchstwahrscheinlich deine VO2max verbessern und deine Grundgeschwindigkeit erhöhen, auch mit einer Gewichtsabnahme kannst du mitunter rechnen.

Natürlich wird so gut wie jeder Mensch weiterhin nicht scharf auf Muskelschmerzen sein. Die größte Erkenntnis sollte hingegen sein: Schmerz gehört beim Laufen einfach dazu und mit der richtigen Einstellung kannst du lernen, besser damit umzugehen.

Kleiner Tipp: Weitere Texte zum Thema findest du in unserer Rubrik Training.

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