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(Wieder-)Anfänger 

Wer jetzt erst wieder in sein Training einsteigt, hat nicht viel Zeit. Aber alles auf einmal zu wollen, ohne die Voraussetzungen dafür zu schaffen, ist das Dümmste, was ein Wiedereinsteiger machen kann. Gezielte neue Reize und gleichzeitig viel Regelmäßigkeit sind das Ziel. Um das zu erreichen, helfen auch die folgenden Tipps.  Viele unterschiedliche Reize setzen Um jemanden besser zu machen, der austrainiert ist, braucht es spezifische und sehr spitze Reize. Wer jetzt erst wieder einsteigt, hat dagegen den Luxus, das (fast) alles hilft. Aber auch den Nachteil, das zu viel Gleiches zu schnellen Verletzungen führen kann. Abwechslungsreiches Training macht in diesem Zusammenhang deswegen viel Sinn. Fahrtspiele, also unstrukturierte Tempowechselläufe, Radfahren, Crossfit u. v. m. schaffen eine breite Basis und sind so abwechslungsreich, dass eine einseitige Überlastung verhindert werden kann. Also: Viel trainieren – ja; viel das Gleiche trainieren – nein; wenig trainieren – auch nein.

Gleichmäßigkeit vor Hammerwochen

Grundlagenausdauer braucht leider Zeit. Von einem 8- bis 12-Wochen-Zyklus sollte man schon ausgehen, bevor eine wirkliche Verbesserung stattfindet. Mal eine Woche einen Rekord rauszuhauen kann bei Profis helfen, die bei uns teilweise bis zu fünf Intervalltrainings in einer Blockwoche machen. Das ist aber nur für wenige Läufer was. Die allermeisten profitieren von gleichmäßig gesteigerten Umfängen über viele Wochen hinweg. Also: Lieber langsam anfangen und dann 12 Wochen steigern, als jede zweite Woche eine Hammerwoche raushauen, die nur Strava und den Orthopäden beeindruckt.

Ruhewochen werden überschätzt

Nicht jeder von uns ist Eliud Kipchoge. Okay, eigentlich vermutlich keiner. Kipchoge hat nämlich für seine Sub-2-Vorbereitung einen Plan ohne richtige Ruhewochen durchgezogen. Aber ganz ehrlich: Wer nicht fünf Mal oder mehr in der Woche trainiert, der sollte auch in Ruhewochen seinen Umfang nicht zu sehr drosseln. Dann doch lieber auf Alternativsportarten ausweichen, wie in aktiv Laufen 1/20 beschrieben. Das bringt die mentale Kraft auch zurück und lässt vor allem die Muskeln und Sehnen sich ein bisschen erholen. Das Herz-Kreislauf-System darf aber ruhig weiterarbeiten.

Verletzungen lassen sich nicht vermeiden, aber rechtzeitig erkennen

Achtsamkeit ist mein persönliches Unwort des Jahres 2017–2019. Nicht jeder, der sich verletzt, überarbeitet oder mal krank ist, ist „unachtsam“. Was aber echt helfen kann, ist, an sich rumzu… Okay, was ich sagen will, ist: Wer eine Blackroll benutzt oder seine Muskeln auf Verspannungen abtastet, erkennt frühzeitig, wo etwas nicht in Ordnung ist. Während bei der Arbeit und beim Laufen noch gar keine Schmerzen zu erkennen sind, ist vielleicht schon ein Muskel verspannt und macht sich erst bemerkbar, wenn man in ihn reindrückt und ihn massiert. Wer kennt das nicht von der schmerzhaften Thai-Massage? Auf lange Sicht können solche Verspannungen zu Sehnenreizungen und ernsthaften Verletzungen führen. Also: Mehr rumtasten und Verspannungen lösen, bevor daraus eine harte Verletzung wird. Das ist ganz unbewiesen ein wichtiger Grund, wieso erfahrene Läufer weniger verletzt sind.

Mit Tempowechseln spätere Intervalle vorbereiten

Von 0 auf 100 sofort harte 1.000-Meter-Intervalle zu machen ist völlig unproduktiv und meist auch unmöglich. Tempowechselläufe, die zwischen Marathon, Halbmarathon und Grundlagentempo hin- und herwechseln, helfen schon mal dabei, die sonst nicht benötigten Muskelfasern anzusprechen und den Bewegungsablauf für schnellere Läufe vorzubereiten. Außerdem wird der Wechsel zwischen rein aerober und leicht anaerober (ohne Sauerstoff) Energiebereitstellung trainiert, was nicht nur für Trailläufer sehr interessant ist, sondern auch die schnellere Erholung in Intervallpausen vorbereitet. Jede Teilstrecke sollte dabei aber schon drei Minuten lang sein, bevor wieder beschleunigt bzw. abgebremst wird, damit auch der Enzymbesatz auf den Zellen Zeit hat, sich anzupassen.

Umfang mit Alternativtraining vorbereiten

Alternativtraining ist super, gerade auf Ski oder auf dem Rad. Da jeder, der im Winter Pause gemacht hat, mit einer Umfangsteigerung viel erreichen kann, liegt darauf ein Fokus in der jetzigen Phase – aber auch das nicht ohne Vorbereitung. Jede Umfangsteigerung kann, um die Verletzungsanfälligkeit zu senken, mit Alternativtraining vorbereitet werden. Jede 90 Minuten Radfahren werden nach zwei Wochen Gewöhnung dann zu einer Laufstunde.

Seilspringen, um Sehnen vorzubereiten

Wer noch nicht viermal in der Woche trainieren kann, aber da mal hin will, der kann seinen Sehnen eine Extra-Einheit gönnen. Nach elf Minuten Belastung ist nämlich der Trainingsreiz für unsere Sehnen nicht mehr zu steigern. Wer also zwei Stunden läuft, erreicht den gleichen Effekt wie jemand, der elf Minuten läuft, zumindest für die so verletzungsanfälligen Sehnen. Deswegen empfehle ich, in der Vorbereitung von Umfang und Intensität her mindestens dreimal in der Woche für 2–4 Minuten Seil zu springen. Das hat übrigens ähnliche Effekte wie das Maximalkrafttraining zur Effizienzsteigerung, dabei sind Aufwand und Risiko aber deutlich reduziert. Es wird also mal eindeutig zu wenig Seil gesprungen im Läuferland.

Es ist gar nicht so einfach, die ganzen Tipps in die Tat umzusetzen. Deswegen empfehle ich, den eigenen Plan direkt darauf abzuklopfen, aber viel wichtiger: in 4–6 Wochen sich einen Termin in das Handy zu schreiben, an dem man anhand dieser Punkte das eigene Training kontrolliert und dann anpasst. Nur so lässt sich auch aus Fehlern lernen, und ich verspreche: Jeder, der gerade meint, nichts Neues gelesen zu haben, wird sich in der Rückschau bei ehrlicher Betrachtung wundern, wie wenige Tipps auch wirklich eingehalten wurden. Ein Trainingstagebuch, online (auf welcher Plattform auch immer) oder altmodisch in einem Block, ist dazu auf jeden Fall sehr empfehlenswert.

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