Krampf
Foto: Shutterstock / Maridav

Kampf dem Krampf – Warum krampfen Muskeln?

Was hilft akut gegen einen Krampf und welche Maßnahmen beugen vor? aktivLaufen bringt dich auf den aktuellen Stand der Forschung.

Beim Thema „Krämpfe“ redet jeder mit – auch wer noch nie einen hatte. Denn Krämpfe scheinen zu erschöpften Muskeln dazuzugehören wie Blut zu einer Wunde.

Was ist ein Krampf?

Spielt der Trainingszustand eine Rolle, oder sind doch Nährstoffmängel schuld? Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) definiert den Muskelkrampf als eine „ausgeprägte, schmerzhafte und unwillkürliche Kontraktion eines Teils oder der Gesamtheit eines Muskels oder einer umschriebenen Muskelgruppe, die mit einer tastbaren Verhärtung einhergeht. Der Muskelkrampf ist kurz andauernd (Sekunden bis Minuten) und selbstlimitierend.“

Die Ursache der Krampfentstehung ist bis heute nicht abschließend geklärt. Mediziner ordnen die schmerzhaften Muskelverspannungen je nach individueller Vorgeschichte drei verschiedenen Klassen zu. Was die Muskeln gesunder Läufer typischerweise nach Überlastung verkrampfen lässt und insgesamt den Großteil der Krampfleiden ausmacht, wird als „paraphysiologischer“ Krampf eingeordnet. Beruht die Krampfentstehung dagegen auf einer Grunderkrankung, etwa einer Unterfunktion der Schilddrüse oder der Nieren, sprechen die Docs von „symptomatischen“ Krämpfen. Auch bestimmte Medikamente können krampfende Nebenwirkungen verursachen. Rund 25 Prozent der Krampfgeplagten erhalten die Diagnose „idiopathisch“ – klingt vielsagend, bedeutet aber nichts anderes, als dass sich keine Ursache ausmachen lässt.

Warum krampfen Muskeln?

Das neueste, der lokalen Krampfauslösung gerecht werdende Modell stützt sich auf neurophysiologische, also die Nervenaktivität speziell im Übertragungsbereich auf den Muskel betreffende Messungen. Bei einem Krampf feuern die Nerven ein Bombardement von Signalen in den Muskel, sodass dieser mit Dauerkontraktion reagiert. Offenbar geht also der Krampfauslösung eine Störung der übergeordneten Nervenimpulskontrolle voraus. Irgendetwas hakt in der Kommunikation zwischen den Synapsen am Nerv-Muskel-Übergang und dem Steuerzentrum im Gehirn.

Welchs Mittel hilft gegen den Krampf?

Krampf
Studien belegen: Regelmäßiges Dehnen kann präventiv vor Krämpfen schützen. (Foto: Shutterstock / Maridav)

Die Studienlage liefert keine belastbaren Daten, die eine durchgreifende Wirksamkeit der Magnesium-Supplementierung zur Krampfprävention belegen. Für jene, die besonders häufig über lange Zeiträume und auch in (nächtlichen) Ruhephasen von Krampfanfällen geplagt sind, hat sich Chinin (Sulfat) als erfolgversprechende Therapieoption erwiesen. Die wirkungsvollsten Sofortmaßnahmen bei akuten Krämpfen ist die Dehnung und die Anspannung der Gegenmuskeln (Antagonisten). Aber auch als Prävention vor spontanen nächtlichen Wadenkrämpfen hat sich regelmäßiges Dehnen studienbasiert als wirksam erwiesen.

Die wichtigsten Empfehlungen bei Krämpfen

  • Symptomatische [krankheitsbedingte] Muskelkrämpfe müssen zuerst ausgeschlossen werden.
  • Im akuten Fall soll der verkrampfte Muskel gedehnt, oder die Antagonisten sollen angespannt werden.
  • Bei nächtlichen Wadenkrämpfen sollen regelmäßig Dehnübungen der Wadenmuskeln durchgeführt werden.
  • Die Gabe von Magnesium sollte aufgrund des günstigen Nebenwirkungsprofils versucht werden, die Wirksamkeit ist aber nicht ausreichend belegt.
  • Chinin ist wirksam, sollte wegen der (seltenen) schweren Nebenwirkungen aber erst in zweiter Linie und nur bei schwerer Ausprägung der Krämpfe eingesetzt werden.

Was kann ich eigenständig tun?

Bei häufigen, den ganzen Alltags- und Trainingsablauf beeinträchtigenden Krampfbeschwerden führt der Weg unweigerlich zum Arzt! Bei nur gelegentlichem, weniger gravierendem Auftreten ist dagegen Eigenreflexion gefragt. Das Dogma der Magnesium-Supplementierung ist gefallen – Chinin auf eigene Faust wäre grob fahrlässig! Es bieten sich also jene Felder an, die ohnehin die Wege jedes Laufbegeisterten kreuzen: Ernährung, Training und Regeneration. Da kurzzeitige Verschiebungen des Elektrolytgleichgewichts in das Krampfgeschehen involviert sind, gilt es, den sportlichen Speiseplan hinsichtlich einer hinreichenden Zufuhr kritischer Mikronährstoffe (Magnesium, Kalium, Kalzium) unter die Lupe zu nehmen. Gemüse, Obst, Nüsse, Vollkorn- und Milchprodukte decken den Bedarf zur Genüge ab. (Text: Stefan Graf)

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