Neuroathletik: Begriffsklärung und Umsetzung
Neuroathletik soll LäuferInnen dabei helfen, noch schneller zu werden. Wir erklären dir kurz, was unter dem neuen Trend zu verstehen ist und wie auch HobbyathletInnen davon profitieren können.
Was bedeutet es, die Neuroathletik zu trainieren?
Der Begriff klingt kompliziert, doch eigentlich befasst sich das Training der Neuroathletik damit, vernachlässigte Funktionen im Nervensystem gezielt zu trainieren. Glaubt man den neuesten wissenschaftlichen Studien, kann das Training der körpereigenen Schaltzentrale die eigene Laufleistung signifikant erhöhen.
Statt Nervensystem und Muskulatur getrennt zu betrachten, geht es in der Neuroathletik hauptsächlich darum, den Körper als zusammenhängende Einheit zu sehen. Dabei spielen das Gehirn und das Nervensystem die tragende Rolle: Sie vereinen sich zur Kommandozentrale, die dem Körper genau sagt, was er zu tun hat. Auf diese Weise können AusdauersportlerInnen gezielt an ihrer Professionalität feilen und unter anderem die Lauftechnik auf lange Sicht optimieren.
Wo findet Neuroathletik praktischen Einsatz?
So trainieren Fußballprofis ihre Kopfbälle mit einer Augenklappe, und LeichtathletInnen üben sich in Schielen. Der US-amerikanische Arzt Dr. Eric Cobb hat diesen Ansatz federführend entwickelt. Mittlerweile haben aber auch deutsche ExpertInnen sich von dem Pionier aus Übersee ausbilden lassen. So auch der ehemalige Stabhochspringer und Hürdenläufer Lars Lienhard, unter dem nicht nur Tennis-Star Alexander Zverev, sondern auch die Leichtathletikin Gina Lückenkemper trainiert. Mit Erfolg: Während Zverev sich im vergangenen Jahr zum Olympiasieger krönte, sicherte sich Lückenkemper bei der Europameisterschaft 2016 zweimal die Bronzemedaille.
Neuroathletik-Training beim Laufen
Primär geht es darum, Dysbalancen in unserem Körper aufzuheben. Da unsere Körperhälften vom Gehirn separat angesteuert werden, ist ein gezieltes Training der „schwächeren Seite“ – bei RechtshänderInnen also die linke Hand – überaus hilfreich. Die folgenden Übungen lassen sich dabei schnell und einfach in die Trainingsroutine, beziehungsweise in deinen Trainingsplan für den nächsten Marathon, integrieren.
Übung #1 – Hände mobilisieren
Die Hände gehören zu den besonders wichtigen Strukturen im menschlichen Körper, weil wir so unglaublich viel mit unseren Händen tun und fühlen können. Zudem haben wir es unseren Händen zu verdanken, dass wir mit filigranen Handwerksarbeiten schon zu Urzeiten neue Geräte entwickeln konnten.
Ausführung: Es reicht aus, die einzelnen Finger und die beiden Handgelenke in verschiedene Richtungen kreisen zu lassen.
Übung #2 – Yes-and-no
Direkt im Schädelknochen befindet sich das Innenohr. Und jeder, der sich schon mal ordentlich die Ohren ausgespült hat, weiß, wie unangenehm das sein kann. In diesem Fall kann nämlich eine kurzzeitige Gleichgewichtsstörung auftreten. Denn das wichtige Steuersystem für unsere Bewegungen – der Gleichgewichtssinn – befindet sich direkt im Innenohr.
Ausführung: Zum Neuroathletik-Training gehört das Kopfnicken und -schütteln, da diese Bewegungen das Gleichgewichtsorgan aktivieren. Außerdem gibt es mehr Stabilität und beugt fiesen Nackenschmerzen vor.
Übung #3 – Augentraining
In der Hierarchie der bewegungssteuernden Systeme sind die Augen sicherlich das wichtigste Element – unsere Bewegung wird maßgeblich über unsere Augen gesteuert und reguliert. Aus diesem Grund solltest du Übungen für deine Augen in jedem Fall durchführen.
Ausführung: Kreise regelmäßig mit deinen Augen oder führe den Finger langsam in Richtung der Nase, bis sich die Augen letztendlich kreuzen müssen. Wer besonders häufig und lange auf Computer- oder Handy-Bildschirme schaut, sollte seine Augen zwischendurch entspannen. Dazu schließt man einfach die Augen und bedeckt sie mit der Hand, um keine Lichtstrahlen eindringen zu lassen.
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